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Montag, 29. April 2024
   
 

Britische Lichtblicke

... von Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE



Das Vereinigte Königreich hat sich schon so manches Mal als überraschend widerstandsfähig erwiesen, nachdem es kurz vor dem Abgrund gestanden hatte. Wird dies auch 2024 wieder der Fall sein?


Schenkt man den jüngsten Konjunkturumfragen Glauben, besteht kein Zweifel daran: Die drei wichtigsten Indikatoren für die Stimmung in der Wirtschaft, also die des Dienstleistungssektors, des fertigenden Gewerbes und des Bauwesens, liegen zum ersten Mal seit Juni 2022 alle über 50. Diese Schwelle bildet die Grenze zwischen Expansion und Kontraktion der Wirtschaft ab. Während der PMI[1] im Dienstleistungssektor ein passables Niveau (53,1) aufweist, liegt der des fertigenden Gewerbes nur bei 50,3 und der des Bauwesens bei 50,2. Zwar wurde die Schwelle nur knapp überschritten, dennoch ist die Entwicklung in diesen drei Sektoren bedeutsam. Dies zeigt vor allem der Vergleich mit der Eurozone, wo die Indikatoren deutlich niedrigere Stände aufweisen: 51,5, 46,1 und 42,4. Besonders Deutschland drückt den Schnitt nach unten, mit Werten von 50,1, 41,9 und nur 38,3 für das Bauwesen.

Wachstum und Inflation auf dem Weg der Besserung


Die leichte Rezession, die in den letzten beiden Quartalen 2023 im Vereinigten Königreich zu verzeichnen war, scheint also überwunden, während Deutschland feststeckt und Frankreich regelmäßig seine Prognosen nach unten korrigiert. An Problemen mangelt es dennoch nicht. Insbesondere die Streiks, die es in diesem Ausmaß seit zehn Jahren nicht mehr gegeben hat, beeinträchtigen das Land seit 2022. Anfang April dieses Jahres ist der soziale Frieden immer noch nicht wieder eingekehrt. Es beginnen neue Streiks der Lokführer. Die Lohnforderungen werden von der Inflation angetrieben, die seit zwei Jahren grassiert. Das ist zwar auch andernorts der Fall, aber die Inflation ist hier nach wie vor höher als bei den wichtigsten Partnern des Landes. So lag sie im Februar bei 3,4 %, während sie in der Eurozone bereits auf 2,6 % zurückgegangen ist[2].

Doch schon bald könnte die Inflation nicht mehr zu den Sorgen der Briten gehören. Die Bank of England rechnet ab dem zweiten Quartal 2024 mit einem Rückgang auf unter 2 %. Der Weg zu einer Zinssenkung, voraussichtlich im Sommer, scheint also vorgezeichnet zu sein, ebenso wie in der Eurozone. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Divergenz nationaler Vorgehensweisen innerhalb der Bank of England keine Rolle spielt, was für zusätzliche Transparenz sorgen könnte. Hier steht noch mehr auf dem Spiel als in der Eurozone, da sich der Refinanzierungszinssatz auf 5,25 % beläuft, während er in der Eurozone bei 4,50 % liegt. Umso ratsamer ist es daher, zu handeln.

Volatile Regierungsführung


Wenngleich sich das Wachstum, die Inflation und sogar der Immobilienmarkt eindeutig auf dem Weg der Besserung befinden, kann von einem Aufschwung noch nicht die Rede sein. Insbesondere in der Politik könnte es chaotisch zugehen. Die Konservativen sind seit 14 Jahren an der Macht. Dies lässt auf den ersten Blick eine gewisse Stabilität vermuten; kaschiert jedoch in Wirklichkeit eine starke Volatilität bei der Regierungsführung, wie die abenteuerliche Episode der Regierung von Boris Johnson gezeigt hat. Laut den Umfragen haben die Tories allerdings wenig Chancen, den Sieg bei den bis Januar 2025 geplanten Parlamentswahlen davonzutragen, die wahrscheinlich im kommenden Oktober stattfinden werden. Der Regierung Sunak ist es nicht gelungen, die Gunst des britischen Volkes zu gewinnen. Es könnte also bis zum Jahresende einen Linksruck geben – und damit neue wirtschaftliche Überraschungen.

Mittelfristig positive Aussichten trotz Brexit

Doch bis dahin dürfte das Vereinigte Königreich eine Dynamik aufweisen, die mehrere der großen europäischen Volkswirtschaften alt aussehen lassen könnte. Sind die Brexit-bezogenen Probleme damit also gelöst? Ganz bestimmt nicht. Zumal ab dem 30. April dieses Jahres neue Grenzkontrollen für Einfuhren aus Europa – die bereits fünf Mal aufgeschoben wurden – umgesetzt werden dürften, was neuen Steuern gleichkäme. Ganz allgemein hat eine Studie von Bloomberg – ein Medium, das zugegebenermaßen als Brexit-Gegner bekannt ist – die Kosten des Brexit im Januar 2023 mit über 100 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Es ist schon bemerkenswert, dass das Vereinigte Königreich, so es sich als resilient erweisen sollte, bessere mittelfristige Aussichten hat als das deutsche Flaggschiff der Eurozone – und das trotz des Brexit-Klotzes, den die Mehrheit der Briten Umfragen zufolge bedauern, sich ans Bein gebunden zu haben.

[1] S&P Global UK PMI Index, saisonbereinigt
[2] Eurostat

 

Veröffentlicht am: 09.04.2024

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