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Samstag, 27. April 2024
   
 

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator

Abschwächung der Konjunktur hält an



Die Konjunkturstimmung in Österreich hat sich mit fortschreitendem Frühjahr eingetrübt. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Mai auf minus 2,4 Punkte zurückgegangen. Mit dem dritten Rückgang in Folge sinkt der Indikator auf ein Niveau, das mit jenem im Herbst vorigen Jahres vergleichbar ist“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Mit der neuerlichen Verschlechterung signalisiert unser Konjunkturindikator für das zweite Quartal eine weiterhin schwache Wirtschaftsentwicklung in Österreich. Die seit dem zweiten Halbjahr 2022 laufende Stagnation setzt sich somit bis in den Sommer fort.“

Nachfrageschwäche im Produktionssektor belastet die Stimmung


Der Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators ist auf eine Verschlechterung aller Teilkomponenten zurückzuführen. Insbesondere die Stimmung in der heimischen Industrie hat sich im Mai angesichts einer starken Abschwächung der Nachfrage und notwendiger Anpassung der Produktions- und Personalkapazitäten spürbar eingetrübt. Zudem sendete auch das Exportumfeld keine positiven Impulse.

Eine ungünstige Entwicklung in den wichtigsten europäischen Partnerländern, wie vor allem in Deutschland und Italien sowie in den meisten mittel- und osteuropäischen Handelspartnern, dämpfte den mit den österreichischen Handelsanteilen gewichteten Indikator für die internationale Industriestimmung. Auch in der Bauwirtschaft setzte sich der Stimmungseinbruch bedingt durch die Auftragsschwäche im Hochbau, insbesondere im Wohnungsbau, weiter fort. Die Stimmung am Bau war zuletzt nur während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 noch schlechter als in diesem Mai.

Angesichts der weiterhin hohen Inflation und damit verbunden realen Einkommenseinbußen verschlechterte sich die Stimmung der Konsumenten und auch im Dienstleistungssektor nahm die Geschäftseinschätzung leicht ab. „In allen Wirtschaftssektoren Österreichs besteht mittlerweile eine verhaltene Stimmung. Sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Industrie liegt sie deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Auch in der Bauwirtschaft übersteigt die Stimmung nach der andauernden Abkühlung seit Jahresbeginn 2022 nur noch ganz leicht den Durchschnitt“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Im Vergleich zum Euroraum zeigt sich in Österreich mit derzeit zunehmender Tendenz eine klar pessimistischere Konjunkturstimmung am Bau und in der Industrie, wobei in diesen beiden Sektoren das besonders hohe Wachstum im Vorjahr die Wahrnehmung etwas nach unten verzerren dürfte. Die Stimmung der österreichischen Dienstleister liegt dagegen trotz der aktuellen Verschlechterung etwas über jener im Euroraum.“

Wachstumsrisiken für 2023 tendieren zunehmend nach unten

Die erwartete Erholung der heimischen Wirtschaft gestützt auf die Auflösung der Lieferkettenprobleme und den Rückgang der Rohstoffpreise, der sich teilweise bereits in einer Verlangsamung der Inflation niederschlägt, verzögert sich. Als Folge der veränderten Finanzierungsbedingungen ist die Investitionsbereitschaft niedrig, zumal die Nachfrage in vielen Wirtschaftsbereichen, insbesondere in der Produktion, schwächelt. Zudem fehlen derzeit die Impulse aus dem Ausland.

Während der öffentliche Konsum stark nachlässt, hält sich der private Konsum trotz der hohen Inflation vorerst gut. „Mit dem schrittweisen Rückgang der Inflation und einer Verbesserung des globalen Exportumfelds sollte die Erholung der österreichischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte aus den Startlöchern kommen und die Stagnation überwunden werden können. Wir gehen weiterhin von einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für 2023 aus. Allerdings signalisieren die aktuellen Wirtschaftsdaten, dass die Risiken für unsere Wachstumsprognose zunehmend nach unten tendieren“, meint Pudschedl. Die veränderten Finanzierungsbedingungen werden sowohl die Belebung des Konsums als auch der Investitionen begrenzen und damit nur ein moderates Erholungstempo erlauben, das für 2024 zumindest einen BIP-Anstieg von 1,2 Prozent ermöglichen sollte.

Arbeitsmarkt spürt Stagnation mittlerweile

Mit der Verzögerung der Erholung der österreichischen Wirtschaft wirkt sich die Konjunkturschwäche zwar negativ auf den Arbeitsmarkt aus, bleibt jedoch überschaubar. „Nach durchschnittlich 6,2 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote gegen Jahresmitte auf 6,4 Prozent gestiegen. Für den Jahresdurchschnitt 2023 erwarten wir ebenfalls eine Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent und damit geringfügig über den 6,3 Prozent des Vorjahres. Das relativ knappe Arbeitskräfteangebot wird negative Auswirkungen der schwachen Konjunktur auch in den kommenden Monaten in Grenzen halten“, meint Pudschedl. Mit dem Einsetzen der Erholung wird sich die Arbeitslosenquote stabilisieren und ab Beginn 2024 wieder verringern. Für 2024 ist ein Rückgang auf durchschnittlich 6,3 Prozent zu erwarten.

Dienstleistungspreise halten Inflation länger hoch

In Österreich befindet sich die Inflation zwar tendenziell auf dem Rückzug, allerdings sorgen starke Zweitrundeneffekte für eine sehr holprige Verlangsamung der Teuerung. In den ersten fünf Monaten lag die durchschnittliche Teuerung nur knapp unter 10 Prozent. Ersparnisse aus der Zeit der Pandemie, hohe fiskalische Unterstützungen und mittlerweile auch steigende Löhne befördern nachfrageseitig die durch gestiegene Rohstoffpreise bereits hohe Preisdynamik in einigen Bereichen, wie insbesondere bei Freizeitdienstleistungen und im Tourismus.

„Während zu erwarten ist, dass die Entwicklung der Treibstoff- und Nahrungsmittelpreise die Inflation in den kommenden Monaten spürbar dämpfen wird, wird die Weitergabe der gestiegenen Kosten auf viele Dienstleistungspreise angesichts einer hohen Preissetzungsmacht der Anbieter für einen nur langsamen Rückgang der Teuerung in Österreich sorgen. Wir erwarten bedingt durch starke Zweitrundeneffekte nach 8,6 Prozent im Vorjahr für 2023 eine Inflationsrate von 7,6 Prozent. Für 2024 gehen wir von einer Teuerung von rund 3,5 Prozent aus“, so Pudschedl.

Leitzinsspitze voraussichtlich im Sommer erreicht

Die EZB hat angesichts der bereits spürbaren Wirkung der bisherigen Straffung der Geldpolitik auf die reale Wirtschaft das Tempo der Zinserhöhungen zwar verlangsamt, aber signalisiert, dass die Aufgabe noch nicht beendet ist. „Ausgehend von den Signalen aus der EZB und angesichts der Tatsache, dass die Kerninflation noch keinen nachhaltigen Abwärtstrend aufweist, erwarten wir eine weitere Anhebung der Leitzinsen im Sommer bis zu einem Niveau von 4,25 Prozent für den Refinanzierungssatz bzw. 3,75 Prozent für den Einlagenzinssatz“, so Bruckbauer und ergänzt: „Bei diesem Niveau wäre nach unserer Einschätzung ein Ende des Anhebungszyklus anzudenken, um die verzögerte Wirkung der massiven Straffung des vergangenen Jahres zu bewerten, die nicht nur umfassende Zinserhöhungen, sondern auch den Bilanzabbau durch Wertpapierverkäufe und die bevorstehende umfangreiche TLTRO-Rückzahlung umfasst.“

Die EZB dürfte sich jedoch die Tür für eine weitere Straffung nach dem Sommer offenhalten. Abhängig von den Inflationsdaten nimmt die Möglichkeit einer weiteren Anhebung der Zinsen im September um 25 Basispunkte zu, um aus Sicht der EZB die Inflationserwartungen angesichts einer hohen Kerninflation zu verankern.

 

Veröffentlicht am: 16.06.2023

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